Der Blutegel – Therapeut aus der Urzeit
… der ebenfalls in der modernen Heilkunde erfolgreich eingesetzt wird. Bereits sehr früh erkannte der Mensch das breite Wirkspektrum von Blutegeln. Nachweislich wird er seit etwa 3000 Jahren zu Heilzwecken eingesetzt. Der erwachsene Egel hat ein Gewicht von ca. 4 – 10 g und kann etwa die sechs- bis zehnfache Menge seines Körpergewichtes an Nahrung ( Blut ) aufnehmen.
Etwa 60 % der getrunkenen Blutmenge fließt durch das Nachbluten der Wunde noch einmal ab. Dies kann 2 Std. bis 12 Stunden andauern, ist ausdrücklich erwünscht und kein Grund zur Beunruhigung!
Die Dauer einer Behandlung ist sehr unterschiedlich und hängt von vielen Faktoren ab. Der reine Saugakt kann 30 Min. oder länger andauern. Hierbei werden mit dem Speichel (Saliva)
des Egels verschiedene Sekrete ausgeschüttet von denen bis heute nur wenige erforscht sind.
Die im Speichel enthaltenen Wirkstoffe sind:
- entzündungshemmend, z.B.: LDTI , Eglin, Antistasin, Hyaloronidase, Hisatamin, Kollagenase
- gerinnungshemmend: z.B.: Saratin/ Calin, Hirudin, Hirustasin, Bdellin
Sie wirken ebenfalls durchblutungsfördernd, schmerzlindernd, antibiotisch und fördern den Lymphfluss. Eine verbesserte Durchblutung ist Voraussetzung für eine optimale Heilung.
Es sei darauf hingewiesen, dass bei manchen Erkrankungen durchaus mehrmalig therapiert werden muss.
Verhaltensregeln für den Tierhalter vor der Behandlung
- die Haut muss frei von Chemikalien und stärkeren Geruchsstoffen sein
- hochdosierte Enzympräparate, blutverdünnende oder gerinnungshemmende Medikamente müssen 3 Tage vor der Behandlung abgesetzt werden
- alle anderen Medikamente , die zum Zeitpunkt der Behandlung verabreicht werden, müssen angegeben werden, ebenso bekannte Allergien und bestehende Erkrankungen
Verhaltensregeln für den Tierhalter nach der Behandlung
- entstandene Krusten auf der Bissstelle keinesfalls entfernen und nicht im Bereich kratzen lassen
- ggf. behandelte Extremitäten schonen
- bei auftretenden Beschwerden die nicht eingeordnet werden können, unverzüglich den Blutegeltherapeuten kontaktieren
- Reiten, longieren, Hundesport und lange Spaziergänge vermeiden
- ruhige Bewegungen sind erlaubt
Mögliche Nach- und Nebenwirkungen
- Rötung im Bereich der Bissstelle
- langanhaltende Nachblutung (2 – 12 Stunden) wichtig und wünschenswert!!
- Anschwellung der regionalen Lymphknoten und des behandelten Körperteils (normal)
- lang dauernde Depigmentierung der Bissstelle, selten auch Narbenbildung
- unterschiedliche allergische Reaktionen
- unterschiedliche entzündliche Reaktionen
- Abgeschlagenheit, selten Temperaturerhöhung, lokaler Juckreiz
Wichtig für Pferdebesitzer!
Blutegel zur medizinischen Anwendung sind Arzneimittel und unterliegen damit allen Vorschriften des AMG. Die Blutegelbehandlung darf nur bei Tieren durchgeführt werden, die nicht der Lebensmittelgewinnung dienen. Ein Vermerk im Equidenpass muss vorhanden sein!
Informationen der DGTHA
Patientenflyer der DGTHA zur Blutegeltherapie bei Großtieren